Ein Ort voller Leere

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Wer Einsamkeit sucht, findet sie hier. Wer sie nicht sucht, auch. Armaçao de Pera ist die schönste aller Einsamkeiten.


 

 

Das flip-flop-flip-flop meiner Schritte war dieses Mal besonders laut. Es gab kaum ein anderes Geräusch, um mein aufdringliches Gehgeräusch zu übertönen. Es kam mir wahnsinning penetrant vor. Zu penetrant für diesen ruhigen Ort. Ich flip-flopte durch die Straßen von Armação de Pera. Ein kleines, hübsches, unschuldiges Örtchen an der portugiesischen Algarve, in dem es kaum einen anderen Flip-Flopper gab. Nicht weil die Menschen hier dem Schuhwerk abgeneigt sind, sondern weil die Menschen hier der Straße abgeneigt sind. Oder weil es sie gar nicht gibt, da bin ich mir bis heute nicht sicher.

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4_BlickBalkon

Der Ort ist bestückt mit großen Bauten voller wunderbarer Wohnungen mit großen Terassen und Meerblick. Bauten, die so einige Menschen unterbringen könnten. Jedoch so unbelebt wie Geisterhäuser wirken. Die Rolläden aller Fenster aller Häuser sind geschlossen. Türen scheinen sich niemals zu öffnen. Wenn irgendwo Wäsche hängt, hängt sie dort wahrscheinlich seit Jahrzehnten.

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Den Pflastersteinen in den Gassen werden Tritte verwehrt. Es gibt Wege am Meer, die von den Büschen, nicht von den Menschen erobert wurden. Die schönsten Plätze existieren, damit sich niemals jemand auf ihnen niederlässt. Der perfekte Ausblick ist da, um nicht gesehen zu werden.

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Vor lauter Ruhe vergisst der Ort, dass Wasser Geräusche macht. Mitten in der Stadt ist ein Kreisel mit Springbrunnen, der vom Obergeist der Stadt nur an besonderen Tagen angestellt wird. Wenn er läuft, macht auch dieser kaum einen Klang. Nur wenn man ganz genau hinhört, hört man ein leises Rauschen und Spritzen.

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Rund um den Ort sind traumhafte Strände mit weißem Sand, wildem Wasser, verborgenen Steinhöhlen und keinen Menschen. Dabei kenne ich auf Anhieb drei, die diese Strände nie wieder verlassen wollen würden.

Bei all dem ist Armaçao de Pera aber kein trauriger Ort. Im Gegenteil – er ist gefüllt mit Leere und Leichtigkeit. An jeder Ecke liegt eine entspannte, wohlige Stimmung in der Luft. Eine Stimmung, die von niemandem gestört wird, die auch ganz sicher am nächsten Tag noch dort sein wird und die jedem zum Innehalten einlädt.

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Alles ist bereit. Stühle, die gepolstert und belehnt zum Sitzen einladen. Bänke, die besser nicht ausgerichtet sein könnten. Schattenspender, an genau der Stelle, wo die Sonne richtig knallt. Frischer Duft von Galão und Eiergebäck liegt in der Luft. Wenn Markt ist, trägt Armaçao die buntesten Farben all der frischen Früchte.

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Hier und da findet man mal jemand, wenn der Galão besonders gut ist oder die Früchte besonders frisch. Doch dann wird auch nur genossen – kein Reden über das Nötigste hinaus, kein Bewegen über das Nötigste hinaus. Und trotzdem voller Freundlichkeit und Fröhlichkeit.

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Und wenn man dann mal mit jemandem spricht, dann ist dieser Armaçao in Persona: Ruhig, entspannt und gastfreundlich. Genau wie die alte Dame Atalia, die als einzige auf ihrem Balkon in einem Hochaus voller Balkons stand, von meinem Fotografieren angetan war und mich bat, ein Bild von ihr zu machen. Obwohl mein Portugiesisch auf’s Minimalste begrenzt ist, hielten wir auf wundersame Weise einen netten Plausch. Sie sagte, sie genieße die Ruhe und die gute Luft auf ihrem Balkon. Anschließend diktierte sie mir ihre Adresse und ich schickte ihr nach meiner Rückkehr das Bild.

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Armaçao de Pera ist ein Ort voller Leere und gleichzeitig voller Lebenskraft. Ein Ort, der Lebendigkeit in sich trägt. Nämlich ein Ort, an dem du erkennst, wo das wahre Leben stattfindet: In dir selbst.

 

 


 

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